Leben

Ich hätte unseren Thymian eigentlich für vertrocknet gehalten aber habe mir gedacht ich gebe ihm noch ein paar Tage Zeit sich zu erholen und siehe da: er grünt wieder! Was ich daraus lernen kann? Alles braucht seine Zeit!

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Mama sein/ Frau bleiben

Wie ihr vielleicht schon gelesen habt, bin ich Mutter von zwei kleinen Kindern. Ich habe mir immer eine große Familie gewünscht am liebsten 4 Kinder oder sogar mehr. Dazu noch ein Haus, einen riesigen Garten und bestenfalls Hühner damit sich die Kinder morgens ihr eigenes Frühstücksei holen können. Das war immer meine Wunschvorstellung! Und ist es auch heute noch. Was ich aber definitiv unterschätzt habe, ist die große Bedürftigkeit der Kinder. Mir war schon klar das es zu den klassischen Wutausbrüchen im Supermarkt kommen wird oder zu Diskussionen bezüglich der Kleidung oder auch zu tägliche neuem verhandeln ob heute geschnuckt werden darf oder nicht. Was ich mir wirklich nicht vorstellen konnte war, wie viel Energie es kostet dem Kind immer den Raum zu ermöglichen seine Gefühle auszuleben und dabei trotzdem gezielt Grenzen zu setzen. Für mich ist es wirklich sehr herausfordernd immer die pädagogisch wertvollste Entscheidung zu treffen. Gar nicht weil es mir schwer fällt eine Entscheidung zu treffen sondern weil es mich einfach unendlich viel Kraft kostet jegliche Gefühle meiner Kinder abzupuffern. Wenn mein Sohn beispielsweise einen heftigen Wutanfall bekommt weil er statt den Schokoriegeln das Fruchtjogurt in den Einkaufswagen packen soll, ist es für mich nicht die Herausforderung ihm zu erklären warum ich so entschieden habe sondern seine Reaktion abzufangen. Er reagiert natürlich total wütend, schreit flucht und geht total in die Abwehrhaltung! Natürlich will er meine Entscheidung überhaupt nicht verstehen und schon haben wir einen riesigen Konflikt. Das ist nur ein Beispiel von vielen aber was ich sagen möchte ist das ich es total schwierig finde den Grad zu finden dass Kinder ihre Gefühle ausleben dürfen und es den Eltern dabei gelingt nicht immer die Gefühle ihrer Kinder aufzunehmen, denn das ist wirklich sehr Kräfte raubend und mir persönlich fällt es dabei schwer auch gut für mich zu sorgen. Momentan merke ich dass meine Kinder nichts davon haben wenn sie jeglichen Raum für ihren Charakter und Gefühle bekommen, wenn die Mutter dabei irgendwie auf der Strecke bleibt. Denn trotz des Mama Seins ist man ja auch noch eine eigenständige Person mit Bedürfnissen. Wie geht ihr damit um dass sich eure Kinder zu eigenständigen Personen entwickeln können ohne dass ihr euch dabei vergesst? Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen!

Einsamkeit

Jeder kennt das Gefühl der Einsamkeit. Ich auch. Bis heute kannte ich es aber nicht dass dieses Gefühl so intensiv sein kann, das es am ganzen Körper wehtut. Als wäre ich tausenden von Stromschlägen ausgesetzt, die so stark sind das meine ganze Haut brennt! Auch wusste ich nicht dass einem das Herz wehtun kann vor lauter Einsamkeit. Wie eine Schraube die sich hineinbohrt. Die Einsamkeit umschlingt Mein ganzes ich wie ein alter, staubiger Teppich. Sie schnürt mir den hals zu so das mir die Luft zum Atmen wegbleibt. Und sie drückt die Kanäle ab, dass meine Tränen stecken bleiben. Sie lässt mich abwechselnd schwitzen und frösteln und es kommt mir vor als wäre ich betäubt. Als hätte man mir eine Spritze verpasst, die Teile von mir lahm legt. Ich weiß das diese intensiven Gefühle zu mir gehören und gleichzeitig fühlt es sich an als wären sie hinter einer Glasscheibe. So als würde mein Körper diesen Schmerz spüren aber meine Seele nicht. Oder umgekehrt. Die Einsamkeit macht mich einfach nur wahnsinnig traurig und jede Bewegung fällt mir unfassbar schwer. Ich hoffe Körper und Seele finden einen Weg, wieder mit einander zu verschmelzen. Und bis dahin bleibe ich einsam.

Leben im Liegen

Die dissoziativen Schwindel Zustände sind so heftig dass ich nur noch Erleichterung verspüre wenn ich mich hinlege. Es ist sogar im Gespräch ob ein Rollstuhl sinnvoll ist. Wie soll ich damit umgehen? Mein Leben im Liegen gestalten? Ich muss an Frida Kahlo denken die nach ihrem Unfall nur noch im Bett liegen konnte und sich dort zu einer großen Künstlerin entwickelte. Das tröstet mich ein bisschen aber nimmt mir nicht die große Hilflosigkeit die ich verspüre wenn ich daran denke wie mein Leben vorerst aussehen wird. Keine langen Spaziergänge mehr, kein graben im Garten, kein herumtoben mit den Kindern. Ich werde gerade zum Pflegefall obwohl ich so dafür kämpfe dass es besser wird. Aber es wird nur schlimmer. Ich befinde mich in der Abwärtsspirale. Das macht mich so unfassbar traurig weil ich den Schlüssel zur möglichen Besserung nicht finden kann und dabei immer weiter nach unten falle. Jede noch so kleine Tätigkeit wird durch die Dissoziation zum Staatsakt. Selbst auf einem einfachen Stuhl zu sitzen erweist sich als riesige Hürde. Es ist einfach nur ein Stuhl und ich kann ihn nicht besetzen. Oder kochen. Ich liebe kochen und kann dem nicht mehr nachgehen weil ich so lange nicht mehr stehen kann. Oder backen. Oder turnen. Oder einfach ein Gespräch führen im STEHEN. Ich kann es nicht. Weil mein Schwindel es nicht zulässt. Weil er mich ans Bett fesselt und mir sagt ich muss da jetzt liegen bleiben. Aber wie lange? Wie lange muss ich noch so leiden. Wenn ich mir vorstelle mein ganzes Leben rund um mein Bett zu gestalten fühlt sich das unglaublich traurig an. Und einsam. Die Welt da draußen dreht sich und ich kann nicht mal dabei zuschauen. Ich kann nicht teilhaben. Ich muss im Bett liegen und alles drum herum so basteln dass es einigermaßen erträglich ist. Ich habe noch keine Vorstellung davon wie mir das gelingen soll. Und eigentlich bin ich sehr kreativ. Ich glaub ich brauche erstmal Zeit um anzunehmen das meine Seele gerade ganz laut schreit: STOP! Und ich muss endlich den richtigen Weg finden, denn irgendwie laufe ich permanent in die falsche Richtung. Ich brauche einfach einen Strassenführer.

Barfuß

Ich wache auf und spüre diesen Druck. Er sitzt in der Herzgegend. Ich muss laufen. Also putz ich mir die Zähne, schlüpfe in die Sporthose und flüchte mich nach draußen. Und laufe. Atme tief ein, tief aus. Keine Erleichterung. Der Druck steigt weiter. Schwere kommt hinzu. Ich laufe schneller. Mein Herz beginnt zu rasen. Tränen fliessen über mein Gesicht. Der Blick verschwimmt. Ich renne. Immer schneller. Und schnappe nach Luft. Ich fixiere meine Umwelt doch alles versinkt im Nebel. Ich bin kurz vorm platzen. Will schreien aber höre nur mein eigenes Schluchzen. Ich schluchze und laufe. Laufe und laufe. Langsam, ganz langsam sinkt der Druck. Die Schwere wird leichter. Mein Herzschlag wird ruhiger. Der Blick klarer. Ich ziehe meine Schuhe aus und spüre. Den Untergrund, die Kälte. Ich laufe und spüre. Und komme langsam in die Realität zurück. Barfuß.

Dieser SchWINDel

Wie in einem anderen Artikel bereits erwähnt leide ich seit Monaten unter einer heftigen Schwindelsymptomatik. Ich habe den Schwindel Wind genannt und versucht mich mit ihm anzufreunden aber oft ist Wind so dominant das es mir häufig schwer fällt ihn als Freund zu betrachten. Ich weiß das er mir nichts Böses will und dazu dient mich vor etwas zu beschützen das ich so nicht aushalten kann aber er nimmt so viel Raum ein das ich manchmal das Gefühl habe ich bestehe nur noch aus Wind. Manchmal wird Wind zum Sturm und weht dann so stark das ich mich mit aller Kraft festhalten muss um nicht umgepustet zu werden. Er kann sich nur sehr schlecht beruhigen und wütet stundenlang. Besonders beim laufen spüre ich wie viel Wucht Wind hat, doch auch im sitzen muss ich mich fest in den Stuhl drücken um nicht weggeweht zu werden. Nur im Liegen kommt Wind zur Ruh und legt eine Pause ein, doch kaum stehe ich wieder auf wird aus Wind eine richtige Böe. Erstaunlicherweise mag Wind Autofahren, denn dort sitzt er angeschnallt neben mir und tobt nicht und auch beim schaukeln kann Wind sich entspannen. Es ist sehr schwer für mich Wind in mein Leben zu integrieren besonders wenn er so tobt aber es gelingt mir immer häufiger hin zu spüren was er braucht und somit kann ich ihn zumindest für einige Zeit beruhigen

Sog

Ein Sog in die Tiefe. Fehlende Kraft um gegen zu steuern. Der Sog so gewaltig. Die Arme schwach. Der Körper erschöpft. Bleiernde Schwere. Der Sog überwältigend. Kein entkommen. Erstarren. Der Sog so erdrückend. Kein Auftauchen. Nach Luft schnappen. Japsen. Untergehen

Über mich

Ich bin Josy, 26 Jahre alt und Mama von zwei kleinen Kindern. Kurz vor der Geburt meines zweiten Kindes ging es mir psychisch sehr schlecht weshalb ich mich entschlossen habe diesen Blog zu gründen. Er soll dazu dienen, Teil derjenigen zu sein, denen es vielleicht ähnlich geht. Ich habe nämlich festgestellt wie sehr mir der Austausch mit anderen Betroffenen fehlt. Und ich denke das ich mit meiner Rolle als Mutter und psychischer Erkrankung gar nicht so allein bin. Dieser Blog richtet sich aber nicht nur an Mütter, er ist für all diejenigen die Raum brauchen etwas von sich preis zu geben und das in einem ganz begrenzten Rahmen. Wenn ihr euch angesprochen fühlt, seid ihr herzlich dazu eingeladen mit zu sprechen. Ich freue mich über einen Austausch.

Dissoziation

Vor ungefähr zwei Wochen bekam ich nach langer Arzt Odyssee eine Diagnose. Dissoziative Störung.

Seit Monaten leide ich unter einer heftigen Schwindelsymptomatik die mein ganzes Leben und meinen Alltag erheblich einschränkt. Als ich neulich erfahren habe dass sich dissoziative Zustände hinter dem Schwindel verbergen, wusste ich erstmal nichts mit dem Begriff anzufangen. Doch dann habe ich mich intensiv damit befasst und konnte mich ziemlich schnell mit der Krankheit identifizieren. Endlich! Denn es wurden vorher sämtliche andere Diagnosen gestellt: Wochenbettdepression, Panikstörung, phobische Störung. In keinem dieser Krankheitsbilder konnte ich mich jedoch wiederfinden. „Ich kann mich doch noch über Kleinigkeiten freuen“ dachte ich so oft „das kann doch keine Depression sein“. Inzwischen weiß ich das die Symptome meiner Krankheit häufig nach sehr belastenden Ereignissen auftreten. Das passt, ich habe in der Schwangerschaft sehr viel durch gemacht, doch dazu mehr in einem anderen Artikel. Wie ergeht es euch mit der Diagnose? Und wie macht sie sich bei euch bemerkbar?